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entfernt; in den Quadraturen ist er ihm am nächsten. Wir sagten, daß Merkur in 3 Monaten oder 88 Tagen einen Umgang vollendet, wobei der Radius seiner Bahn 92/5 von jenen 25 Theilen umfaßt, die wir dem Radius der Erdbahn zuwiesen. Auf den Hauptepicykel kommen 141/60 Theile, auf den zweiten 1/3 hiervon d. h. ungefähr 34/60.[1] Doch genügen diese Kreise hier nicht wie bei den übrigen Planeten. Befindet sich nämlich die Erde in jenen Gegenden der Apsiden, so scheint der Planet sich viel langsamer zu bewegen, als man nach der Anordnung genannter Kreise erwarten sollte in den Quadraturen hingegen viel schneller.

Da übrigens hiedurch kein weiterer Unterschied in Länge beobachtet wird, so muß dies wohl durch eine gewisse gradlinige Annäherung und Entfernung des Bahnmittelpunktes erklärt werden.[2] Diese kann mittels Drehung zweier kleiner Sphären bewerkstelligt werden, deren Achsen der Bahnachse parallel sind, dabei steht der Mittelpunkt des Hauptepicykels oder seiner ganzen Achse vom Zentrum des unmittelbar ihn tragenden Kreises genau so weit ab, als das Zentrum dieses vom Mittelpunkte des äußersten[3]. Für diesen Abstand hat man das Maaß vom erhalten, wobei die 25 Theile des Erdbahnradius stets die Einheit geben. Darnach macht das entferntere Kreischen einen doppelten Umlauf in einem Jahre, das nähere hingegen in umgekehrter Richtung die doppelte Anzahl, d. h. 4 Umläufe. Auf diese Weise nämlich bringt die zusammengesetzte Bewegung eine gradlinie Bewegung des Epicykelmittelpunktes hervor, wie wir dies bei der Schwankung


  1. Auch diese Werthe stimmen mit den in Anm. 59 erwähnten überein. An genannter Stelle heißt es: „Mercurii orbis 9. 24, Epicyclus a. 1. 411/4, h. 0. 333/4; colligunt 1, 71/2 (diversitas diametri 0. 29.“)
  2. Vgl. die Figur im 25. Kap. des 5. Buches der Revol. Wie aus der geschickten Zusammenstellung zweier kreisförmiger Bewegungen eine gradlinige hervorgehen kann, hat Coppernicus in seinem Hauptwerke ausführlich und schön bewiesen. (cf. l. III. c. 4.)
  3. In der Figur des angeführten Kapitels (l. III. c. 4) würde h der gradlinig bewegliche Mittelpunkt des Hauptepicykels sein, dabei h f = f d sein. Während das Kreischen um d einen Umlauf ausführt, kreiset das zweite zweimal in umgekehrter Richtung; so bewegt sich h in gerader Linie von a nach b und umgekehrt.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Copernicus, Adolf Müller (Übersetzer): Nicolai Coppernici de hypothesibus motuum coelestium a se constitutis commentariolus. J. A. Wichert, Braunsberg 1899, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Commentariolus_1899_German_Translation_Adolf_M%C3%BCller.djvu/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)