Seite:Blinden- und Taubstummenanstalt Gmünd.djvu/4

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Johann Georg Knie: Blinden- und Taubstummenanstalt Gmünd. In: Pädagogische Reise durch Deutschland im Sommer 1835, S. 162–172

Vorstehers von dem des Oberlehrers getrennt, und das erstere dem Stadtpfarrer Jäger übertragen; auch wird der Religionsunterricht von den beiden Pfarrern den Taubstummen und Blinden ihrer Confession ertheilt. Bei dem übrigen Unterricht wird hauptsächlich nach den Grundsätzen und der Methode verfahren, die Jäger in seiner Anleitung für den Unterricht der Taubstummen bereits öffentlich dargelegt hat, und von der binnen kurzem auch die vierte Abtheilung erscheinen wird. Hr. Victor August Jäger ist ein Würtemberger und geboren den 26 November 1794 zu Linsenhofen, daher ein Mann noch in seiner vollen Kraft. Als Oberlehrer für den Taubstummenunterricht ist angestellt Joseph Roth, geboren zu Ellwangen den 8 März 1809. Als Unterlehrer sind es Johann Nabel, geboren zu Owen den 13 Dec. 1806, und Friedrich Oswald, geboren zu Altdorf den 14 März 1809. Die Stelle des Hülfslehrers, in welche jedes Jahr ein anderer junger Schulmann berufen wird, versah der erst unlängst angekommene Hr. Böhm, ein Ludwigsburger, geboren 1817 den 17 Januar. Ihm liegt fast ausschließlich der Blindenunterricht ob. Der Unterricht in weiblichen Arbeiten und die besondere Aufsicht über die weiblichen Zöglinge ist mit der Kostreichung und der Besorgung der häuslichen Geschäfte der verwittweten Frau Pfarrer Hoffacker übertragen, welche ihre Tochter und einige Dienstmädchen unterstützen. Von letzterer wird aber auch nur die zugleich zur Mädchenaufseherin bestimmte Person von Staats wegen für das angewiesene Quantum von 80 fl. erhalten. Die Gesammtzahl der Zöglinge betrug 40, unter diesen 19 taubstumme Knaben und Jünglinge, 14 Mädchen, 6 blinde Knaben und 1 blindes Mädchen. Die Taubstummen werden in drei Classen unterrichtet, und haben die zweite und dritte ein gemeinschaftliches Lehrzimmer, was bei dem Nichthören dieser Schuljugend ohne gegenseitige Störung möglich ist. Die Tonsprache herrscht hier in und außer den Stunden, auch selbst bei den Gebeten sehr erfreulich vor, wovon ich mich durch mehrfache Unterhaltung mit einzelnen Zöglingen hinreichend überzeugt habe. Alle

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Knie: Blinden- und Taubstummenanstalt Gmünd. In: Pädagogische Reise durch Deutschland im Sommer 1835, S. 162–172. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Blinden-_und_Taubstummenanstalt_Gm%C3%BCnd.djvu/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)