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Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40

Das Kind schlief bereits; die junge Magd war noch auf, doch ziemlich schläfrig – draußen vor dem Rathhaus stieß der Nachtwächter mächtiglich in das Horn, tutete die eilfte Stunde an, und sang mit grölzender Stimme:

„Christ, der du bist das Licht und Tag,
Die Finsternuß der Nacht verjag!
Wir glauben dich des Lichtes Schein
Das du verkündet hast zu sein.

Wir bitten, Herr, dein heilig’ Güt’
Daß sie uns diese Nacht behüt.“
Sei uns Ruh in deiner Macht,
Verleih uns ein’ ruhige Nacht!
     ’S hat eilf geschlagen!
     Lobet Gott den Herrn! –“

Durch die Nacht brauste der Frühlingswind; es war um die Zeit des Aequinoctiums, ein Montagabend, der 24. März. Große Tropfen schlugen an die Fenster und durch rasch ziehende schwarze Wolken warf der Mond oft einen gespenstigen Schein auf Häuser und Straßen, bald hüllte sich alles wieder in tiefes Dunkel, schier unheimlich.

Vollrad nahm eine Ampel in die Hand, und trat aus dem Zimmer, in die geräumige Hausflur leuchtend, die voll Tonnen stand, in der die Rathswage hing, in der mehrere Säcke standen, eine Tracht Felle lag, darin sich auch einige Tische befanden nebst Bänken, an denen an Markttagen die Bauern zechten. Oben am dunkelbraun geräucherten, mit den zartesten Vorhängen, von Spinnen

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Ludwig Bechstein: Teufelsbuhlschaft. In: Hexengeschichten, S. 2-40. Pfeffer, Halle 1854, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Hexengeschichten.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)