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sagen, Herr Starost, daß das Pferd, auf dem ich reite, sein Eigentum sei.“

„Ich schwöre“, schrie der Jude, „daß auch das Pferd mein ist!“

„Du bist verrückt, Jude, oder betrunken“, sagte der Starost. „Zuerst behauptetest du, daß ein zerlumpter Kerl dich beraubt habe, und jetzt beschuldigst du diesen Herrn? Geh’ nach Hause und schlafe dich aus, und wenn du noch mal sagst, daß der Herr dir dein Geld nahm, dann wird es dir schlecht gehen! Reisen Sie mit Gott weiter“, sagte er dann zum Soldaten, ging auf sein Schloß zurück und schloß hinter sich die Türe. Der Jude jammerte laut, denn er hatte nicht nur die Hälfte von seinem Gelde, sondern auch die Sachen, die er dem Soldaten gegeben hatte, und das Pferd verloren, und durfte nichts sagen.

Der Soldat aber ritt in die Welt, und es ging ihm gut, denn er war hübsch und besaß ein Pferd und viel Geld.


Der Jungbrunnen.

Ein alter Bauer war zur Stadt gegangen. Auf dem Rückwege verirrte er sich im Walde und kam an einen Brunnen, den er nicht kannte. Er war durstig und trank aus dem Brunnen. Sobald er getrunken hatte, wurde ihm viel leichter, er konnte schneller gehen und ihm war, als ob er vierzig Jahre jünger geworden wäre. Bald fand er den rechten Weg wieder und kam nach Hause. Als er den Hof betrat, kannte ihn niemand.

Er wunderte sich und sagte: „Ich bin doch der Vater!“ Aber keiner wollte es ihm glauben. Bei dem Bauern war ein alter Knecht, der ihm schon viele Jahre gedient hatte. Als der ihn sah, sagte er: „Ja, so sah der Bauer vor vierzig Jahren aus.“ Da war es gewiß, daß es der Bauer war

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Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)