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sehr gut bewirthschaftete Felder und mit vielem Fleisse und Pflege angepflanzte Waldungen von Nadel- und Laubholz.

Es besitzt Brennerei und Brauerei und grosse Obstgärten. Unter den übrigen Gebäuden ist bemerkenswerth das Freigut des Herrn Kaufmann Johne, welches oberhalb der Kirche liegt.

Der Hauptnahrungszweig der Bewohner ist Feldbau, Tagelohnarbeiten und Spinnen.

Niederrennersdorf hat 94 bewohnte Gebäude mit 137 Haushaltungen und 541 Bewohnern, wogegen Oberrennersdorf nur 109 Haushaltungen mit 468 Einwohnern zählt.

M. G.     





Gross-Hennersdorf.


Gross-Hennersdorf liegt 1 Stunde von Herrnhut, 2 Stunden von Zittau und 11/2 Stunde von Bernstadt. Hennersdorf ist, wie sein Name deutlich an die Hand giebt, deutschen Ursprungs, und die alten Urkunden erzählen, dass im 10. oder 11. Jahrhundert ein deutscher Ritter, Namens Heinrich solches erbaut haben soll. Die Erbauung des Schlosses selbst lässt sich indess nicht mit Bestimmtheit angeben. Der Thurm und die übrigen Gebäude mit Ausschluss des gegen Abend zu liegenden Theiles, des eigentlich grossen Gebäudes mit 3 Stockwerken sind sehr alten Ursprungs.

In der Urkunde, welche Kaiser Karl IV. im Jahre 1365 über das an die Stadt Zittau verkaufte Königsholz ausgestellt hat finden wir dieses Schloss in folgender Weise erwähnt:

„sylvam nostram regalem dictam Kunnigswalde
silvam inter villas Heinrichsdorf et Oderwitz.“

Und aus einem Matricul des zum Prager Erzbisthum gehörig gewesenen Zittauer Decanats vom Jahre 1384 wird

„Heinrichsdorf, oder Schreibersdorf im Königsholz“

erwähnt.

Der Name Schreibersdorf mag daher entstanden sein, weil es im Lande mehrere Orte mit dem Namen Hennersdorf gab, weshalb man zur Unterscheidung den Namen „Schreibersdorf“ hinzugefügt hat. Gross-Hennersdorf heisst auch öfters Markt-Hennersdorf, von den Jahrmärkten, welche Dienstags nach Cantate und Dienstags nach Bartholomäi hier abgehalten werden.

Zu Gross-Hennersdorf werden auch die Orte Euldorf, Heuscheuna, das Vorwerk von Hennersdorf, Schönbrunn und das Buttermilchvorwerk gezählt. Heuscheuna war ursprünglich ein Vorwerk von Gross-Hennersdorf, hat späterhin eine eigene Herrschaft gehabt, wie in der Kirche eine Loge, die Heuscheunaer Loge bezeugt. Seit 1691 ist es ganz an Gross-Hennersdorf gekommen.

Der zuerst bekannt gewordene Besitzer dieser Güter war George von Stewitz. Von diesem erwarben vom König Wenzel im Jahre 1408 Hans Nikkol und Caspar Gebrüder von Gersdorf diese Besitzung als böhmisches Lehn, welche längere Zeit auch sich im Besitze behauptet haben. Ein Nicol von Gersdorf übergab die Güter im Jahre 1521 an seinen Sohn Caspar von Gersdorf. Laut Lehnbriefs vom Jahre 1531

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/163&oldid=- (Version vom 26.9.2016)