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sie zur Zeitregulierung, so würde man aus der Abweichung zwischen den Stellungen einer so regulierten Uhr, und einer optisch regulierten, auf die Bewegung des Systems schließen können; das wäre aber ein Widerspruch gegen das Postulat der Relativität. Mit der relativistischen Zeitdefinition ist also eine verschiedene Geschwindigkeit der im Vakuum sich fortpflanzenden Störungen unvereinbar. Doch wäre es denkbar, daß sich die Schwerkraft nicht, wie die elektromagnetischen Kräfte, in transversalen, sondern in longitudinalen Wellen ausbreitete. Insofern bedeutet die Einsteinsche Formulierung der Grundpostulate eine Erweiterung des physikalischen Weltbildes, und eine Durchbrechung des Rahmens der Elektronentheorie.

Wir kehren zu den Transformationsformeln (246a) zurück, und knüpfen an die erste derselben die folgende Betrachtung an: In einem festen Punkte des Systemes denke man sich eine Uhr aufgestellt; infolge der relativen Bewegung von und wird diese Uhr im Laufe der Zeit mit verschiedenen Uhren des Systemes zusammentreffen. Da konstant ist, so stehen die Zeitintervalle, die an der Uhr und an den Uhren abgelesen werden, in der Beziehung

(246b)

Es scheint sich also der nämliche Vorgang, bezogen auf die Uhr , rascher abzuspielen, als wenn man ihn auf die Uhren des Systemes bezieht.

Die Beobachter, welche dem Systeme angehören, werden diesen Sachverhalt deuten, indem sie der Uhr , die sich mit der Geschwindigkeit bewegt, einen im Verhältnis langsameren Gang zuschreiben, als ihren eigenen Uhren; die Vergrößerung der Zeiteinheit ergibt eine Verringerung der auf diese Einheit bezogenen Zeitintervalle. Da nun als Uhr jedes periodisch schwingende mechanische oder elektrische System anzusprechen ist, so folgt aus der relativistische Zeitdefinition eine Vergrößerung aller Schwingungsperioden durch Bewegung des schwingenden Systems.