Eigentliche und warhaffte Abbildung Eines erschröcklichen und grausamen Meer-Drachens

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Titel: Eigentliche und warhaffte Abbildung Eines erschröcklichen und grausamen Meer-Drachens
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Erscheinungsdatum: 1693
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: im VD17 unter der Nummer 3:651630T
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Flugschriften des 17. Jahrhunderts
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[1]


Eigentliche und warhaffte Abbildung
Eines erschröcklichen und grausamen
Meer-Drachens /

Welcher bey Ausgang des Monats Septembris dieses 693. Jahres hero sich sowohl in der Ost-als West-See / auch anderer Orthen hat sehen lassen / und denen Schiffleuten mit seinem grausamen Wüten und Ankrallen an denen Schiffen allerhand Unfug / Angst und Schröcken zugefüget:


Sampt beygefügter Erinnerung / was sich ehemahbls mit dergleichen abscheulichen Thieren begeben / und wessen man sich darbey zu versehen hat.


Hamburg im Jahr 1693.


[2]

Geliebter Leser!

Gleich wie durch die Allmacht und Güte des grossen Gottes die Erde eine unzehliche Anzahl allerhand Thiere und verwunderliche Geschöpffe heget und pfleget; Also heget und pfleget auch das Meer eine gleichfals unzehliche Anzahl allerhand kleine und grosse Thiere und Gewürme: Dahero der König David in seinem 104. Psalm saget: HErr / wie sind deine Wercke so groß und viel / du hast sie alle weißlich geordnet / und die Erde ist voll deiner Güte: Das Meer das so groß und weit ist / da wimmelts ohne Zahl beyde klein und grosse Thiere: Daselbst gehen die Schiffe / da sind Wallfische / die du gemacht hast / daß sie drinnen schertzen: Es wartet alles auff dich / daß du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit[1] Und wenn wir nur in heiliger Gelassenheit einen Blick in das grosse Buch der Natur hinein thun / so sehen wir die Wunder des grossen Gottes zum Uberfluß an allen Gewächsen und an allen Geschöpffen / ja auch an dem allergeringsten Blümlein / wie Er alles so weißlich geschaffen hat / und auch erhält; Da hingegen der mächtigste / reicheste und gewaltigste Monarch dieser Welt mit aller seiner Macht / Pracht / Herrligkeit und Gewalt nicht verschaffen kan / daß nur ein eintziges Gräßlein oder geringes Kräutlein aus der Erden wachse: Dannenhero wir billig Ihme dem grossen Schöpffer alleine die Ehre geben / und die Worte mehr besagten Königes [3] Davids inbrünstiglich behertzigen sollen: Groß sind die Wercke des HErrn / wer ihr achtet / hat eitel Lust daran. Damit wir aber unserm vorgesetzten Zwecke genüge leisten / so ist so wohl aus der Antiqvität als auch täglicher Erfahrung bekandt / wie Gott der HErr auch uns mit allen sündlichen Unflat besudelten Menschen seinen Zorn und Ungnade an seinen Geschöpffen zu erkennen giebt / und vermittelst deren uns seine Straffen androhet; Wie denn ausser allen Zweiffel iedweden annoch in frischem Gedächtnüß ruhen wird / daß binnen der Zeit / als bey unserm Frauenzimmer die übermüthige schändliche Hoffart die Fontangen[2] auffkommen /der von uns hierdurch höchlich erzürnte Gott seinen Zorn vermittelst unterschiedener so wohl von Menschen als unvernünfftigen Thieren gebornen Mißgeburten / auch allerhand Gewächsen spüren lassen / wie davon ein sonderliches Tractätlein mit beygefügten Figuren zu lesen. Nicht weniger ist auch bekandt / wie der erzürnte GOtt uns in Sünden gantz verstockten Menschen seinen grimmigen Zorn vermittelst der noch hin und wieder wütenden Heuschrecken zeuget / und uns hierdurch allerhand Straffen und LandPlagen androhet.

Daß auch dieses Jahr unterschiedene Speisen hin und wider sich in Blut verwandelt / auch natürliche Rosen auf Weiden gewachsen / ist gleichfals sonderlich zu lesen. Was aber der grosse Gott durch die Gegenwart und Anblick dieses seltenen / ungewöhnlichen /erschröcklichen und ungeheuren See-Drachens uns armen sündlichen Menschen vor Straffe und Hertzeleid verkündigen und androhen will / ist ihme allein bekandt; Die Schiffleute und Seefahrenden halten es vor ein sehr böse Omen: Allermassen ihnen aus der Erfahrung gar wohl bekandt / daß so offt sich dergleichen seltene und ungeheure Thiere sehen und spüren lassen / sie sich allezeit grossen Schiffbruchs und Verfolgung [4] von See-Räubern /auch allerhand besorgenden Unglücks befahren. Vermuthlich hat man sich hierbey nichts gutes zu versehen / sonderlich weil der ungeheure Drache mit solchem ungestümmen wüten / rasen und schnauben / auch auffsperrung seines erschröcklichen Rachens sich so an die Schiffe hinan lehnet / und mit seinen Krallen daran so ungestümm kratzet und wütet / nicht anders als wenn er das Schiff in tausend stücken zerreissen wolte / welches denn denen Personen darauff nicht wenige Furcht und Schröcken verursachet / und sie in höchste Bestürtzung setzet. Man lieset auch bey unterschiedenen[3] Scribenten / daß zur Zeit der Spanischen Inqvisition und anderer erschröcklichen Empörungen in denen Niederlanden sich unterschiedene dergleichen See-Drachen hätten sehen und spüren lassen / ja so gar hätte man auch einen gefangen / und in Nieder-Teutschland zu besehen herumb geführet. Hierbey ist nun kein besser Rath / als daß wir uns in tieffster Demuth zu dem grossen Gotte wenden / Ihn inbrünstiglich umb Vergebung unserer überhäufften Sünden bitten / uns ernstlich vorsetzen / rechtschaffen fromm zu werden / so wird der grundgütige und barmhertzige Gott mit seiner Gnade und Hülffe nicht verziehen / sondern alle angedrohete Straffen und Plagen von uns abwenden / und wieder alle Feindliche Anfälle gewaltig schützen / und sie sampt ihren unrechtmässigen Waffen stürtzen / auch dem ungeheuren Drachen nicht zulassen / daß er denen Schiffleuten und Seefahrenden einigen Schaden zufügen könne / und denn auch fernerhin allen Handel und Wandel mildiglich segnen / und die Seefahrenden mit allerley vergnüglichen Uberfluß gnädiglich erfreuen. Dieses wolle der grundgütige und barmhertzige GOtt thun umb seines heiligen Nahmens Ehre willen / Amen!

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Psalm 104, 24-27
  2. Fontange (frz.) = die hochgetürmte, mit Schmuck und Bändern verzierte Haartracht des ausgehenden 17. Jahrhunderts
  3. Vorlage: nnterschiedenen