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Artikel „Knapp, Albert“ von Theodor Schott in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 263–265, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knapp,_Albert&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 02:27 Uhr UTC)
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Knapp: Albert K., geb. am 25. Juli 1798 in Alpirsbach[1] (O.A. Freudenstadt, Württemberg), † in Stuttgart am 18. Juni 1864, bekannt als Dichter und Hymnologe, sowie als Kanzelredner und Theologe, Sohn des Oberamtmann K. und der Ludovika geb. Finckh. Das romantische, an großartigen Naturschönheiten reiche Schwarzwaldthal, in welchem er seine Jugendjahre zubrachte, das uralte Kloster, architektonisch hochinteressant, durch alte Grabmonumente merkwürdig, machte einen tiefen bleibenden Eindruck auf das phantasievolle Gemüth des Knaben und ist für die Entwickelung seiner poetischen Anlage bedeutungsvoll gewesen. Nachdem er den gewöhnlichen Bildungsgang der württembergischen Theologen (niederes, höheres Seminar) durchgemacht, und einige Jahre Vicariatsdienste geleistet hatte, wurde er 1825 Diakonus in Sulz, 1831 in Kirchheim U/T., wo er an der frommen, durch ihren Wohlthätigkeitssinn bekannten Herzogin Henriette von Württemberg eine eifrige Gönnerin fand, 1836 Diakonus an der Hospitalkirche in Stuttgart, 1839 Archidiakonus an der Stiftskirche, 1845 Stadtpfarrer an der Leonhardskirche, welche Stelle er bis zu seinem Tode bekleidete. Während seiner Vicariatsjahre hatte er sich mit voller Entschiedenheit der streng gläubigen Richtung zugewandt, deren Hauptvertreter und damals hervorragendster Führer sein Altersgenosse Ludwig Hofacker war (s. Bd. XII S. 553), dieser Richtung ist er stets treu geblieben, war eines der Häupter der pietistisch-gesinnten evangelischen Geistlichkeit Württembergs, war auch Mitleiter der Predigerconferenz in Stuttgart, ohne indessen in beschränkte Einseitigkeit zu verfallen. In Stuttgart genoß er als markiger, durch Gedankenreichthum und ächte Frömmigkeit ausgezeichneter Prediger hohes und wohlverdientes Ansehen. Das Hauptfeld seiner Thätigkeit und Bedeutung lag aber nicht auf wissenschaftlich-theologischem oder kirchlichem Gebiet, sondern in seiner reichen poetischen Begabung und in seinen hymnologischen Forschungen. K. war ein ungemein fruchtbarer Dichter, dem eine reiche schwungvolle Phantasie, eine große Leichtigkeit in der Behandlung des Verses, eine Fülle von Gedanken und Gleichnissen [264] zu Gebote stand. Sein für alles Große und Edle in Natur und Geschichte aufgeschlossener Sinn, seine vielseitigen auf die verschiedensten Gebiete sich erstreckenden, durch gründliche Studien, wie durch Reisen und Umgang mit bedeutenden Männern (Arndt, Rückert, G. Schwab, Pyrker, Lenau, Anastasius Grün) immer genährten Kenntnisse, sein lebhaftes Interesse an den religiösen und politischen Fragen des Tages führten ihm den verschiedensten Stoff zu, sodaß seine Gedichte den mannichfachsten Inhalt tragen, wie er denn auch Familienfeste, Gedenktage, Todesfälle von Freunden und Verwandten durch poetische Spenden verherrlichte. Scherz und Ernst standen ihm dabei in gleichem Maße zu Gebote, Gemeines und Frivoles findet sich nie in seinen Gedichten. Die Natur, die Geschichte, besonders die vaterländische, am meisten die Religion, das Christenthum sind die drei Quellen, aus welchen seine Poesie ihre Nahrung schöpfte; es war nur eine Consequenz seiner entschieden religiösen Weltanschauung, daß seine Gedichte, auch die weltlichen Inhalts, diese Färbung tragen und zur Verherrlichung Christi dienen sollten. Geschmack und solide Bildung bewahrten ihn vor Einseitigkeiten, und wenn der Schwung seiner Gedanken, der Flug der Phantasie hier und da dem Inhalt Eintrag that, wenn bei seiner großen Productivität auch Mittelgut mit einfloß, so ist K. doch durch den Wohlklang der Sprache und der Verse, durch seine Frische und Lebendigkeit, durch das Pathos und den Ernst seiner Diction, wie durch den Gedankenreichthum seiner Gedichte, einer der bedeutendsten schwäbischen Dichter dieses Jahrhunderts; von seinen religiösen und kirchlichen Liedern, in welchen er den Ton des Erbaulichen und des für den Gottesdienst Geeigneten sehr gut zu treffen verstand, sind einige in das württembergische und in andere evangelische Gesangbücher übergegangen. In den Jahren seines inneren religiösen Kampfes hatte er zwei dicke Bände Gedichte im Manuskript verbrannt (geopfert, wie er sagte), später entschloß er sich zur Herausgabe verschiedener Sammlungen. 1829 erschienen: „Christliche Gedichte“, Bd. I. II.; „Neue Gedichte“ (Bd. III u. IV), 1834; neueste Folge (Bd. V), 1845; eine Auswahl seiner Gedichte gab er heraus 1854. Einen naheliegenden vaterländischen Stoff behandelt er in: „Hohenstaufen, ein Cyklus von Liedern und Gedichten“, 1839, die Thaten und Kunstschöpfungen des Heidenthums besang er in: „Bilder der Vorwelt“, 1862. Dem Abend seines Lebens gehören an: „Herbstblüthen“, 1859; eine Auswahl seiner geistlichen Lieder erschien 1864 nach seinem Tode. Sehr hervorragend sind seine hymnologischen Studien, bei welchen ihn neben der eigenen poetischen Begabung gediegene Musikkenntnisse unterstützten; sein Hauptwerk in dieser Hinsicht ist sein „Evangelischer Liederschatz für Kirche und Haus“, 1837, 3. Aufl. 1865, mit großer Sorgfalt und unendlichem Fleiße aus unzähligen Gesang- und Gedichtbüchern gesammelt und geschmackvoll geordnet; K. hielt sich bei der Auswahl an das Bekannteste und Beste, war nicht kleinlich bei der Wiedergabe und ließ den erbaulichen Zweck vorwiegen über den ursprünglichen Wortlaut, sodaß ein schönes Maß von pietätsvoller Treue gegen die Originalien und gesunder Anpassung an den modernen Geschmack sich kund gibt. Die „Christenlieder“, 1841, eine Ergänzung des Liederschatzes, wurden in den späteren Auflagen mit demselben verschmolzen. 1840 wurde er Mitglied der Commission für die Herausgabe eines neuen Gesangbuchs in Württemberg, 1843 gab er mit Barth in Calw und Palmer in Tübingen ein Schulgesangbuch heraus. Seine Forschungen in den Liedersammlungen der letzten zwei Jahrhunderte veranlaßten ihn zur Herausgabe von: „Gottfried Arnold’s geistliche Lieder“, 1845, und „Geistliche Lieder von Zinzendorf nach den Originalien herausgegeben“, 1845; „Oesterreichische Exulantenlieder aus der Zeit des 30jährigen Krieges“, 1861; auch die Herausgabe von Dichtungen jüngeren Datums wurde seiner sorgsamen und [265] fleißigen Hand anvertraut, so von Puchta 1860. Von dem geschätzten württembergischen Theologen C. Chr. Steinhofer gab er eine Sammlung neuer Predigten über die Evangelien und evangelischen Glaubensgrund 1846 heraus. 1862 übersetzte er das Gedicht des Holländers H. J. Könen: Der christliche Heidenbote, ins Deutsche. Ein schönes Zeugniß inniger Freundschaft und feiner Charakteristik ist das Leben Ludw. Hofacker’s, das er 1852 publicirte, nach den genauesten Quellen bearbeitet (3. Aufl. 1872). Endlich ist K., dessen Fleiß nicht Kränklichkeit, auch nicht ein schweres Augenleiden, in Folge dessen das rechte Auge erblindete, hemmte, der Herausgeber der Christoterpe, eines christlichen weitverbreiteten Taschenbuchs und Almanachs, zu welchem die bedeutendsten Schriftsteller, welche der positiv gläubigen Richtung angehörten, Beiträge lieferten und das von 1832–53 erschien. – K. war drei Mal verheirathet, erstens mit Christiane v. Beulwitz, † 11. April 1835; zweitens 1836 mit Amalie Geiger, † 20. Sept. 1849; drittens am 14. Nov. 1851 mit Minette Lerche, eine zahlreiche Kinderschaar füllte das Haus; der älteste Sohn hat das Leben seines Vaters geschildert in: Lebensbild von A. Knapp, eigene Aufzeichnungen fortgeführt und beendigt von seinem Sohne Joseph K., 1867. Gerok, A. Knapp, ein Vortrag, 1880.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 263. Z. 25 v. o. l.: geb. in Tübingen (st. in Alpirsbach) nach seiner von Jos. Knapp herausgeg. Selbstbiographie. [Bd. 18, S. 795]